Oder: Warum liegt hier eigentlich Sand?
Es gibt eine Sorte von Mensch, die eigentlich nicht reisen müsste. Diese Sorte Mensch findet zuhause nämlich sowieso alles besser. Das Essen, die Menschen, die Zeitung. Sie reist trotzdem. Aber wehe, wenn am Urlaubsort die Sonne mal nicht scheint, wenn zu viel Sand am Strand ist oder zu viel Wasser im Meer!
Weil ich mal versuchen wollte zu verstehen, was diese Menschen eigentlich an anderen Ländern auszusetzen haben, habe ich mich mit jemandem unterhalten, der es wissen muss: Birgit Leyens-Wiedau arbeitet seit 15 Jahren beim Reiseveranstalter Dertour und leitet dort die Abteilung Qualitätsmanagement und Kundenservice.
Für Anemina Travels hat sie mir die 9 absurdesten und lustigsten Reisebeschwerden verraten, die jemals über ihrem Schreibtisch gegangen sind.
1. Stilverlust im Paradies: Ein Abendessen ohne High Heels
Die Malediven sind für viele Menschen der Inbegriff des Paradieses. Lange, weiße Sandstrände, türkisfarbenes Meer, Luxushotels direkt am Strand oder gar Einzelbungalows auf dem Wasser mit Blick auf den indischen Ozean. Den ganzen Tag barfuß laufen, die weitgehend unberührte Natur genießen, romantische Abendessen am Strand.
Barfuß laufen? Moment! Das kann ja wohl nicht sein! Klagte eine Dame um die 50, die mit ihrem Mann auf den Malediven war. Unter „unberührter Natur“ hatte die Frau sich irgendwie etwas anderes vorgestellt. Was ihr besonders sauer aufstieß: Der Weg vom Wasser-Bungalow zum Strandrestaurant führte über Sand. Genau, über unbetonierten Sand! Und mit High Heels, erklärte sie, könne sie nur auf Asphalt laufen. Sie sei gezwungen gewesen, flache Schuhe zu tragen. Im Urlaub!
Konsequenz: Sie forderte den Reisepreis zurück. Ein Fünfsternehotel müsse ja wohl einen asphaltierten Weg zum Restaurant haben, so die Begründung. „Dieser Fall hat sogar unsere Geschäftsführung beschäftigt“, verrät Birgit Leyens-Wiedau. Zurück gab’s trotzdem nichts.
2. Gefangen in der Wildnis: Zu wenig Strom, zu viele wilde Tiere.
Wer sich in Afrika auf Safari begibt, sucht normalerweise den direkten Kontakt zur Natur. Ganz ähnlich wie auf den Malediven. Mit einem Unterschied: Hier gibt es wilde Tiere. Wilde Tiere leben in der Wildnis. Und in der Wildnis gibt es selten Luxushotels mit allem Pipapo.
Meist übernachtet man in Lodges, einfachen Hütten aus Holz. Natürlich ohne Internet, Fernsehen und Zimmerservice, dafür geschützt vor wilden Tieren, aber mit der Möglichkeit, sie von der Terrasse aus zu beobachten. Wo kann man das schon sonst – außer im Fernsehen?
Als zwei Safari-Kunden feststellten, dass es in ihrer Ökolodge nichts gab, mit dem sie sich die Zeit würden vertreiben können, wurden sie wütend. Sie waren der festen Meinung, dass in jedes Zimmer für das man zahle ein Fernseher gehöre. Auch in einen Bungalow, der zufällig mitten in der Steppe steht.
Ein junges Paar, das mit einem kleinen Kind reiste, hatte ganz andere Probleme mit der Wildnis: Die junge Familie beschwerte sich über viel zu viele wilde Tiere. Wie um alles in der Welt könne man ein Kind denn bei so einer Gefahr unbeobachtet draußen krabbeln lassen?
3. Andere Länder, andere Standards
Dass in anderen Ländern andere Standards herrschen, ist jedem klar, der hin und wieder reist. So wird in den USA zwischen King und Queen Size-Bett unterschieden und ein Frühstück im Motel ist in den meisten Fällen definitiv kein kontinentales. Hier gibts einen Muffin und einen dünnen Kaffee statt Graubrot mit Wurst und Käse.
Fünf Sterne in Asien sind nicht vergleichbar mit fünf Sternen in Island. Und ja, es gibt Länder, da muss man mit dem Auto sogar auf der anderen Straßenseite fahren. „Viele Menschen setzen sich nicht mit den Gegebenheiten in ihrem Urlaubsland auseinander“, sagt Birgit Leyens-Wiedau. Das sorge dann für Unmut und für Reklamationen.
4. Reisen bildet? Nicht immer.
Wer pauschal bucht, muss sich nicht um viel selbst kümmern. Da fällt dann eben nicht nur die organisatorische Reisevorbereitung manchmal minimal aus.
„Dass wir nichts dafür können, wenn in einem Skigebiet mal zu wenig Schnee liegt oder dass es in der Karibik ab und an regnet, blenden manche konsequent aus”, erläutert die Qualitätsmanagerin einen weiteren Grund für Beschwerden.
5. Skandal: Keine Bananen in Kuba!
Einmal, da hat sie eine Beschwerde von einem Paar bekommen, das bitterlich von Kuba enttäuscht war. Der Grund: Obwohl Kuba in der Karibik liegt, habe es nicht wie vermutet tropisches Obst im Überfluss gegeben.
Die beiden hatten nicht verstanden, dass Kuba ein sozialistischer Staat ist – der lange Zeit auf den Anbau von Zuckerrohr gesetzt hatte statt auf Obstanbau – und der zu diesem Zeitpunkt zudem noch wesentlich isolierter war als heute.
6. Kann mal jemand das Meer abschalten?
Auch blöd: Da hat man – wie das etwas ältere Paar, das offenbar mit anderen Erwartungen nach Italien gereist war – des schönen Ausblicks wegen in der Toskana ein Zimmer mit Meerblick gebucht, direkt am Strand. Und dann kann man nachts nicht schlafen! Weil dieses verdammte Meer so unglaublich laut ist! Die Hölle auf Erden!
Und dazu noch das Essen: Ganz eindeutig zu wenig deutsche Speisen auf der Karte. Das hätten sie sich wirklich gewünscht, mal ein schönes Schnitzel mit Kartoffelsalat zu essen, schrieben sie in ihrer Reklamation. Sie waren nicht darauf gekommen, an der Rezeption nach einem Zimmer ohne Meerblick zu fragen.
7. Zu viele Farbige in Afrika
Über viele Beschwerden lässt sich schmunzeln, doch über manche Beschwerden kann man nur ungläubig den Kopf schütteln. „Wir haben mal einen Brief von einer Lehrerin bekommen, die sich darüber beschwert hat, dass in Südafrika zu viele Farbige auf der Straße herumliefen“, berichtet Birgit Leyens-Wiedau.
Es war eine ernst gemeinte Beschwerde. Die Frau erklärte, sie habe sich nicht sicher gefühlt und forderte ihr Geld zurück. Auch in dem Fall gab es natürlich nichts.
8. Der freigelassene Käfer
Und dann wiederum gibt es Geschichten, über die sie heute noch im Büro lachen. So wie die des freigelassenen Käfers, der eines Tages im Briefkasten lag. Zu diesem Zeitpunkt hatte er für seo ein kleines Tier schon eine weite Reise hinter sich.
Ein Mann hatte das verhältnismäßig große, exotische Insekt in seinem Hotelzimmer gefunden, gefangen und aus dem Orient nach Deutschland mitgenommen – über alle Grenzen hinweg – als Beweisstück, sozusagen. Er hatte es seiner Beschwerde beigelegt, eingesperrt in einem Plastikgefäß.
„Wir haben das arme Tier freigelassen. Und wir hoffen, dass das nicht allzu viel Einfluss auf die Fauna in der Frankfurter Innenstadt hatte“, erklärt Leyens-Wiedau lachend.
9. Das stand aber nicht im Katalog!
Und manchmal kriegt sie auch Nachrichten, über die sie sich wirklich freut. So wie den Brief des Mannes, der groß mit dem Wort „Reklamation“ betitelt war und dem ein Foto von ihm, seiner Frau und einem Säugling beilag. Er schrieb: „Das Kind ist ein Produkt unseres Urlaubs. Das stand so aber nicht im Katalog!“
Birgit Leyens-Wiedau arbeitet seit 15 Jahren beim Reiseveranstalter Dertour und leitet dort die Abteilung Qualitätsmanagement und Kundenservice. Dabei kümmert sie sich auch um Kundenbeschwerden. Für Anemina Travels hat sie mir von den absurdesten Beschwerden erzählt, die je über ihren Tisch gingen.
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